5 verkannte Social Networks und Trends für Unternehmen
Das Social Web, unendliche Reichweiten. Wir schreiben das Jahr 2022. Dies sind die Abenteuer des Raumschiffs Zielbar, das mit seiner starken Besatzung samt Community seit acht Jahren unterwegs ist, um fremde Plattformen und neue Inhalte zu erforschen. Viele Lichtjahre von der Realität entfernt dringt Zielbar in Social Networks vor, die so nie ein Unternehmen zuvor gesehen hat.
Okay, wir kommen runter und zum Punkt! Die folgenden Social Networks kamen uns in den Sinn, weil sie Trends aufzeigen oder Features beinhalten, die sich in der Kommunikation von Unternehmen zu selten widerspiegeln. Stellvertretend für die Zielbar-Crew zeige ich deshalb im Raketentempo sinnvolle Optionen aus dem Social Web für Corporate Communications auf. Dabei ist die jeweilige Plattform keine Unbekannte oder – um im Bild zu bleiben – keine fremde Spezies. Ich möchte dennoch mit der einen oder andere Aussage überraschen.
Unternehmenskommunikation im Social Web
Um die richtigen Wesen auf den passenden Planeten zu überzeugen, bedarf es eines Triggers: guten, informativen, relevanten Content. Mieser Content bleibt eben auch mit einer Strategie mies und gleicht in dieser Konstellation eher einer Supernova. In diesem Kontext dienen die hier genannten Social Networks als Inspirationsquelle oder Schubkraft für die Unternehmenskommunikation.
TikTok
Auf dem Videoportal TikTok beginnen Trends. Millionen von Menschen entdecken dort täglich personalisierte Kurzvideos von sogenannten Creators im Sekundentakt. Zugegebenermaßen ist die Zielgruppe mit 16 bis 24 Jahren bei rund 70 Prozent der Nutzer recht jung. Das Potenzial für Unternehmen und Marken bleibt dessen ungeachtet groß.
So können selbst kleine Unternehmen oder Behörden für ihren Webauftritt von TikTok lernen. Beispielsweise in puncto Länge der eigenen Videos oder bei der Machart à la schnelle Schnitte. Zudem ist es sehr auffällig, dass Personen im Mittelpunkt stehen. Im übertragenen Sinne lässt sich das als Zeichen „pro Markenbotschafter“ interpretieren.
Unabhängig davon sind 15- bis 60-sekündige, möglichst kreativ gestaltete Videos übrigens der Opener für Aufmerksamkeit auf sämtlichen Social Networks. Ob sich TikTok für Unternehmen lohnt, zeigt Janin Geike anhand von Beispielen aus der Praxis bei All:Airt auf.
Klar, an LinkedIn kommen wir bei der B2B-Kommunikation nicht vorbei. Nach eigenen Angaben pflegen dort über 750 Millionen Mitglieder ihre berufliche Online-Identität. Mit Corporate Accounts lassen sich meiner Erfahrung nach beachtliche Reichweiten und Interaktionen erzielen. Übrigens in 24 Sprachen, was für international tätige Unternehmen sicher interessant ist.
Zur Wahrheit gehört allerdings, dass persönliche Profile die Corporate Accounts ab einer bestimmten Größe toppen. Darüber hinaus ist LinkedIn längst kein Geheimtipp mehr, die Konkurrenz ist groß. Es wird zunehmend Werbung über den hauseigenen Messenger ins Postfach gespült. Zudem hält nach Johannes Ceh „Hate Speech“ auf der Business-Plattform vermehrt Einzug. Letztgenannte Erfahrung kann ich (zum Glück) nicht teilen, erst recht nicht hinsichtlich der von mir beruflich betreuten Corporate Accounts.
Weitestgehend verkannt sind die sogenannten Fokusseiten bei LinkedIn. Sie stellen eine Art Erweiterungen der Corporate Accounts dar. Fokusseiten dienen dazu, eine Marke, einen Geschäftsbereich oder ein Thema stärker ins Blickfeld spezifischer Interessensgruppen zu rücken. Diese Seiten bieten viel Gestaltungsspielraum für eigene Botschaften und zum Beispiel via Sponsored Posts eine zielgruppengerechte Ansprache.
Wer kennt noch Clubhouse? Macht nichts! Clubhouse ist oder besser „war“ (sic!) im Jahr 2020 eine äußerst angesagte audiobasierte Social-Network-App. Und hier schließt sich der Kreis zu Twitter. Der Mikroblogging-Dienst ist für seine Experimentierfreude bekannt. Er greift Trends auf, testet mit neuen Features die Akzeptanz und schmeißt sie gegebenenfalls wieder raus. Das lässt sich im Übrigen auch bei LinkedIn beobachten. I like! Den abklingenden Hype um Clubhouse machten sich jedenfalls einige Social Networks zu Eigen. Die Lösung von Twitter heißt „Spaces“.
Spaces ist eine Möglichkeit, Live-Audio-Gespräche auf Twitter zu führen. Diese neue Funktion testete Twitter nach bewährtem Schema intensiv und holte hierzu das Feedback der Twitterati ein. Eine spannende Entwicklung rund um Audio-Content, doch Twitter betont:
Wir sind noch ganz am Anfang, aber die Entwicklung läuft. Jeder kann einem Space auf Twitter beitreten und dann zuhören und sprechen. In einem Space im Web kannst du derzeit lediglich zuhören. Wir arbeiten daran, mehr Funktionen einzurichten.“
Unternehmen können sich hier einiges abgucken: Zum einen finden sich bei Twitter Journalisten, Redakteure, Blogger und weitere Multiplikatoren. Eine aktive Teilnahme lohnt demnach per se. Zum anderen lässt sich mit Spaces und wenig Aufwand quasi ein eigener Podcast realisieren.
Wie genau das vonstattengeht, hat Twitter in FAQ zu Spaces ausführlich zusammengetragen. Darin enthalten ist unter anderem ein sensorischer Leitfaden. Für die Unternehmenskommunikation ein Hilfsmittel zur Barrierefreiheit, das sensorische Reize identifiziert, denen Menschen begegnen können. Schöne Sache! Das vorherige Zitat stammt auch daraus.
Twitch
Twitch ist ein interaktiver Livestreaming-Dienst für Inhalte aus den Bereichen Gaming, Unterhaltung, Sport und Musik. Über die letzten Jahre hat sich die inhaltliche Bandbreite der Plattform zudem rasant weiterentwickelt. Besonders beliebt bleiben zwar unter den Usern nach wie vor Videospiele, die sie live mitverfolgen. Daneben stehen jedoch IRL-Kanäle („in real life“) hoch im Kurs. Hierbei können Streamer mit ihren Zuschauern direkt oder via Chat in Kontakt treten, um wichtige Themen anzusprechen, eine Fragerunde abzuhalten oder in anderer Form miteinander zu interagieren. IRL ähnelt demnach einem Video-Blog oder kurz V-Log.
Die vielfältigen Themenbereiche machen den Livestreaming-Dienst zu einem reichweitenstarken Kanal, der viel Platz für Werbetreibende und ihre Botschaften bietet. Diese reichen von Events über Werbeanzeigen bis hin zu Partnerprogrammen. Somit entwickelt sich Twitch zu einer interessanten Plattform für Unternehmen und Marken, um Produkte und Dienstleistungen zu inszenieren.
Außerdem können Unternehmen Influencer-Marketing auf Twitch betreiben. Dabei bieten sich zahlreiche Möglichkeiten an wie Product-Placements, Gewinnspiele, Rabattaktionen oder Giveaways. Ja, das gibt es immer noch und kommt gut an! Aufgrund der starken Verbundenheit zwischen den Streamern und ihren Communitys ist das Vertrauen und die damit verbundene Kaufbereitschaft groß.
Facebook ist mit Abstand das größte Netzwerk weltweit – ebenso in Deutschland. Das Social Network der ersten Stunde ist ständig in Bewegung, was nicht zuletzt das Vorhaben rund um „Metaverse“ zeigt. Für Unternehmen ist Facebook ungebrochen ein Magnet, obwohl sich sowohl die Nutzergruppe als auch Funktionen stark verschieben. Die User von Facebook wurden wie wir alle älter und in Sachen Content anspruchsvoller. Naja, und die organischen Reichweiten tendieren dort gegen Null – Paid Media ist unausweichlich.
Geblieben ist die Chance, sich in Gruppen mit individueller Expertise zu positionieren, eine Community nachhaltig aufzubauen oder Kunden zu generieren. Hierfür eignen sich meiner Erfahrung nach Markenbotschafter aus den eigenen Reihen oder anders ausgedrückt Corporate Influencer. Jedoch kann nicht jedes Unternehmen intrinsisch motivierte Markenbotschafter vorweisen, es bedarf also Alternativen. Und diese gibt es – und zwar mittels synthetischer Medien.
Synthetische Medien sind Audios, Videos, Bilder und sonstige Medien, die von einer künstlichen Intelligenz entweder komplett erzeugt oder bearbeitet wurden. Unternehmen könnten damit zum Beispiel eigene Charaktere erschaffen, die ihre Werte und Marken verkörpern und sie repräsentieren. Virtuelle Influencer seien laut Meta im Social Web gang und gäbe. So befänden sich auf den Meta-Plattformen Facebook und Instagram bereits rund 250 davon. Konkrete Nutzungsbeispiele für Unternehmen seien personalisierte Videobotschaften. Ob es kraft synthetischer Medien jedem Unternehmen gelingt, qualitativ hochwertige Videos zu schaffen, bleibt vorerst abzuwarten.
Fazit: Es lohnt, „zwischen den Social Networks zu lesen“
Die Hürden scheinen oftmals zu hoch: nicht die richtige Zielgruppe, keine Ressourcen für neue Kanäle oder schlichtweg fehlender Mut. Doch lohnt der Blick über den Tellerrand – insbesondere beim Ringen um Aufmerksamkeit und im Rahmen der Unternehmenskommunikation.
Selbstredend müssen nicht alle Trends bedient, aber das auserkorene Social Network ausgereizt werden. Daher ist es sinnvoll, sich neben den „gesetzten“ auch mit anderen, stetig wachsenden Plattformen zu beschäftigen. Vor allem um die jeweiligen Nutzerbedürfnisse aufzugreifen und zu adaptieren. So lässt sich die Leitidee eines Unternehmens um neue Impulse für die Auswahl an Storys, Protagonisten und Formate anreichern. Und wer weiß, vielleicht gefällt ja auch der eine oder andere Kanal auf Dauer.
Kurzum: Der hiesige Beitrag trägt hoffentlich zur Motivation bei, „zwischen den Social Networks zu lesen“. Getreu dem Motto „Machen, Lernen, Entwickeln“ ergeben sich dadurch nämlich ganz neue unendliche Reichweiten. Faszinierend!
Artikelbild: Martin Mummel/GRVTY
Schöne, kleine, aber feine Zusammenstellung!
Tiktok ist echt der Wahnsinn und hat es mir ermöglicht mit einem Projekt viral zu gehen.
Vielen Dank für deinen Beitrag
LG