5 Arten von Inhalten, die nicht nur bei Facebook besonders nerven
Vorbei die Zeiten, in denen jede kleinste Bewegung auf das stille Örtchen und zusammenhangslose Statusmeldungen für Anwandlungen oder sogar Begeisterungsstürme sorgten. Zum Glück hat sich sowohl die private als auch gewerbliche Nutzung von Facebook erheblich gewandelt. Die Gründe sind vielfältig: Das Publikum respektive die Zielgruppe ist reifer und anspruchsvoller, die alternativen Plattformen sind mannigfaltiger und nutzerfreundlicher und die Community insgesamt geschulter und schlichtweg sensibler geworden.
Ausnahmen beratungsresistenter User bestätigen die Regel, werden in Zeiten des allgemein zu beobachtenden digitalen Wandels aber schon sehr bald der Vergangenheit angehören und sich rasch zu Randerscheinungen entwickeln, die man ignorieren kann.
Doch was mache ich bis dato, wenn ich nervige und mir schier unerklärliche Inhalte entdecke? Lasse ich mich von meiner hereditären Neugierde leiten, ergebe ich mich dem Gruppenzwang und gucke entgegen meiner instinktiven Abneigung am Ende trotzdem auf das Manifest? Sollte ich stattdessen diese Art von Content nicht schnellstmöglich blocken und den Erzeuger direkt entfolgen?
I like, we love to entertain you, I’m lovin‘ it
Eine erfolgreiche Unternehmenskommunikation basiert heutzutage auf professionellem Storytelling, strategischem Content Marketing oder unterhaltsamen Branded Entertainment. Heruntergebrochen muss sich demnach eine einheitliche Linie nutzenstiftender Inhalte bei den Facebook-Posts widerspiegeln. Idealerweise wird eine interdisziplinäre Mischung geboten – mit Fokus auf die individuellen Stärken, gepaart mit Innovationsgeist, Risikobereitschaft und Wissen.
Insbesondere der letztgenannte Faktor sowie dessen Verbreitung hängen wiederum stark von einem belastbaren Netzwerk ab. Dieses hilft bei der Selbstreflektion, beim Umgang mit Krisensituationen und am allerwichtigsten: zu jeder erdenklichen Zeit mit einem freundschaftlichen und gut gemeinten (im Sinne von „gut gemachten!“) Rat à la „Den Post nimmst du besser zurück“. So ist Fremdschämen annäherungsweise ausgeschlossen.
Zudem buhlen Freischaffende, Hobbyblogger und selbst Ottonormalverbraucher allenthalben um Reputation. Sie messen sich und ihre Beliebtheit zuweilen an der Anzahl von Freunden, Followern, Kommentaren und Klicks. Leider bisweilen um jeden Preis. SEO-affine Publisher (so kann man im Endeffekt und im weitesten Wortsinn sämtliche Poster, Poser und Persona betiteln) ergötzen sich ferner an durchschnittlichen Sitzungsdauern und häufig missinterpretierten Absprungraten ihrer Websites.
Dabei spielt es keine Rolle, ob für eine Organisation oder aus freien Stücken gehandelt wird. Account-Splitting, also die Unterscheidung zwischen Privatprofil und Fanpage, wird spätestens bei der Spurensuche des potenziellen oder aktuellen Arbeitgebers, womöglich Kunden, hinsichtlich eines entsprechenden Kandidaten bzw. Lohnnehmers im Social Web hinfällig. Handelt es sich dann stets „nur noch“ um den einen Arbeitnehmer und um eine einzige Person, die als Repräsentant fungieren soll oder bereits tätig ist. Big Brother is watching you – ist es doch ein offenes Geheimnis, dass Leser, Zuhörer oder Zuschauer den publizierten Content und eben den allgemeinen Auftritt in den Social Media beobachten und bewerten. Unabhängig von ihr (der Einzelperson) oder ihm (dem Unternehmen) zahlen Posts und somit Inhalte unmittelbar auf die Marke sowie Reputation ein. Deshalb sind zum Beispiel Guidelines unabdingbar.
Über Geschmack lässt sich wahrlich nicht streiten
Fragt ihr euch auch, wie man sein Gesamtbild in den Social Media optimal versaut? Wie fragwürdige Vorbilder beachtlichen Buzz ohne bemerkenswerten Schaden erzeugen? Welche Konsequenzen nervtötender Content mit sich bringt?
Natürlich sind Geschmäcker verschieden und selbstverständlich gilt das ebenso beim Content auf Facebook. Dessen ungeachtet gibt es bestimmte Arten von Inhalten, die besonders nerven. Eines ist bei kontinuierlicher Ignoranz und Verfolgung kraftleerer Aussagen gewiss: Man wird schnell einsam und verlassen. Das angestrebte Heldendasein stirbt man allein! Dieses Vorgehen hat den Vorteil, nur wenige virtuelle Freundschaften pflegen zu müssen – denn die neuen Anfragen zur Erweiterung des Horizonts werden entweder niemals beantwortet oder halten nicht irrsinnig lange (was sie versprechen).
Komme, was da wolle: Klick dich, like dich, mail dich hoch, grapsch dich, quetsch dich, schleim dich hoch, kick dich, box dich, share dich hoch, nerv dich hoch, ja!
Und so klappt es am besten:
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Was in den USA funktioniert, lässt sich unreflektiert übertragen
Made in Germany zieht noch immer als Aushängeschild des Exportweltmeisters industrieller Güter. Innerhalb der innovativen und vor allem digitalen Kommunikationsfähigkeiten sind wir hierzulande bestimmt genauso Entwicklungsland. Haben also einen Entwicklungsstand. Da bieten sich allemal Studien, Infografiken und sonstige Trendbarometer mit vollgestopften Anglizismen an, um selbige als lebenserhaltungsgroße Maßnahmen ohne kritischen Unterton anzupreisen.
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Bewegtbild und Fotos kommen in jeder Lebenslage sehr gut an
Wen interessieren schon kurze und knackige Videos? Selbst vor schlechter Qualität wird nicht zurückgeschreckt, wenn es um Reichweiten und Viralität geht. Bloß nicht gänzlich auf Bildmaterial verzichten, im Zweifel irgendwo klauen. Eine höfliche Bitte zur weiteren Verwendung kostet viel zu viel Zeit, würde den Urheber nur unnütz in Bedrängnis bringen und womöglich noch Aufmerksamkeit bescheren. Beliebt sind ehedem peinlich anmutende Azubis, die fröhlich das Unternehmensclaim trällern oder generell die Ablichtung von Kindern – die kann man ja nicht nach ihrer Meinung und Zustimmung fragen. Keine Bilder sind auch keine Fotos.
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Headlines müssen durchgängig wild, krass, actiongeladen und heftig sein
Möglichst kurzfristig denken, die Massen auf die gewünschte Seite lenken und dann bitter enttäuschen. Bis zum Ende liest doch sowieso keiner mehr. Wer kann denn überhaupt noch lesen, die Flut an Nachrichten bewältigen? Also das Volk lieber mit sinnlosen Parolen aufhetzen oder an die Tränendrüse appellieren. Eigentlich wollte er nur einen Facebook-Post verfassen – was dann passierte, hätte nicht mal Chuck Norris für möglich gehalten.
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Ad Campaigns schaden sicher auch ohne vordefinierte Zielgruppe nicht
Man kann ja nichts kaputtmachen, wenn man wahllos der Sache ein bisschen oder großspurig Nachdruck verleiht. Schließlich ist eine solche Aktion kein persönlicher Angriff, denn die Beiträge wurden ja nicht extra an eine bestimmte Gruppe adressiert. Beauty Events in Flensburg zur Wochenmitte könnten rein zufällig auch in der ferienfreien Zeit für die zahlreichen und top ausgebildeten Handwerker aus dem Schwabenländle von Interesse sein. Sie baden gerade ihre Hände drin, im Sponsored Post ohne jeglichen Bezug auf ihre Vorlieben.
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Wenn man nichts Neues zu sagen hat, sind regelmäßige Wiederholungen sinnvoll
Keine Schreibblockade, kein Abstimmungsprozess, kein Mangel an Content Curation und keine sonstigen Unwägbarkeiten hindern einen daran, alten Wein in neuen Schläuchen zu reproduzieren. Genügend altes Zeug ist vorhanden – alles eine Sache des Verkaufens. Fieberhaft das Datum ändern oder besser direkt weglassen, und alles glänzt so schön neu. Kontinuität ist oberstes Gebot.
Nahezu ausnahmslos lassen sich die genannten Punkte auf die jeweiligen Filterblasen, Blogosphären, Social Networks und Freundeskreise übertragen. Björn Tantau fahndet jedoch im Rahmen seiner ersten Blogparade explizit nach „Inhalten, die auf Facebook ganz besonders nerven„.
Wir von ZIELBAR sind jedenfalls außerordentlich gespannt auf die anderen Beiträge und die Diskussion, die sich zu diesem Thema entwickelt.
Moin Moin,
„komme, was da wolle: Klick dich, like dich, mail dich hoch, grapsch dich, quetsch dich, schleim dich hoch, kick dich, box dich, share dich hoch, nerv dich hoch, ja!“ – oh ja, DAS habe ich in meinem Artikel zur Blogparade ganz unberücksichtigt gelassen. :-)
Social Proof, wie man das Neudeutsch nennt oder aber Herdenverhalten. Zuweilen finde ich es wirklich befremdlich, wie sehr sich Menschen virtuell beschleimen, die sich eigentlich gar nicht mögen und schätzen, die dennoch blind alles weiterposten – nur, um selbst durch die Reichweite des anderen mehr Aufmerksamkeit und ein besseres Standing zu bekommen. Eine Entwicklung, die sich mir bis dato nicht erschließt.
Und auch beim Rest habe ich unwillkürlich genickt… Lesenswerter Beitrag. :-)
Sonnige Grüße,
Harriet
Moinsen Harriet,
…auch bekannt als Schwarmintelligenz – ich mag aber den Ausdruck „Schwarmdummheit“ noch lieber ;-)
Kennst du die gleichnamige Session der diesjährigen re:publica? Hier geht es lang: https://youtu.be/rc37ov1iVFQ
Vielen Dank für dein Feedback!
LG
Stefan