Kostenlose Schnittsoftware – Videobearbeitung vom Urlaubsfilm bis Hollywood
Vorbei sind die Zeiten, in denen die angesparte Urlaubskasse der letzten drei Jahre für hochauflösende Videokameras geopfert werden musste. Mittlerweile ermöglicht uns die Technik, selbst mit dem Smartphone in einer hohen Auflösung von 4k (4096 x 2304 Pixel) bewegte Bilder aufzuzeichnen. Dies ist eine gängige Auflösung für Kinofilme und zeigt ganz klar, welche enormen Fortschritte die Technik gemacht hat. Und auch die Camcorder im unteren Preissegment bekommt man nicht mehr unter dem längst auch in viele Haushalte eingezogenen Full HD zu kaufen.
Gängige 16:9-Auflösungen im Überblick:
Format | Breite x Höhe |
---|---|
Analoges TV Signal | 544 x 576 px |
DVD | 720 x 576 px |
HD (ready) | 1080 x 720 px |
Full HD (Blu-ray) | 1920 x 1080 px |
2k | 2048 x 1152 px |
4k | 4096 x 2304 px |
Somit erwirbt quasi jeder, der in das Hobby Film einsteigen möchte, eine Videokamera mit einer recht passablen Bildqualität. Es steht aber außer Frage, dass mit den verschiedenen Preisniveaus natürlich größere Qualitätsunterschieden verbunden sind. So ist etwa eine gute Auflösung alleine noch lange kein Garant für eine optimale Bildqualität. Im Vergleich zu früher hat sich aber in der Einsteigerklasse qualitativ und auch preislich deutlich etwas getan.
Womit bearbeitet man nun aber eigentlich die Urlaubsvideos, die gefilmte Feier mit den Freunden oder den ersten per Drehbuch selbst erstellten kleinen Imagefilm, ohne dafür in teure Schnittsoftware investieren zu müssen …? Hierzu gibt es einige kostenlose Alternativen.
Videobearbeitung – was benötigt man?
Zunächst einmal benötigt man selbstverständlich einen Rechner. Ob es sich dabei um einen PC handelt oder man sich selbst zu den zahlreichen Apple-Jüngern zählt und einen Mac sein Eigen nennt, spielt hierbei keine Rolle. Für beide Parteien trifft jedoch zu, dass es sich nicht unbedingt um die vorletzte Hardware-Generation handeln sollte. Denn Videoschnitt beansprucht allerhand Ressourcen, und diese sollten, damit das Arbeiten damit auch tatsächlich Spaß macht, vom Computer geliefert werden können. Grundsätzlich kann man hier sagen: Je höher die Auflösung des Ausgangsmaterials ist und je mehr Effekte man nutzt, desto mehr Rechenleistung muss gegeben sein.
Ist man dahingehend gut ausgestattet und möchte nun endlich loslegen, fehlt natürlich noch die für die eigenen Ansprüche passende Schnittsoftware. Nachfolgend möchte ich drei kostenlose Programme vorstellen, ihre Möglichkeiten aufzeigen und eventuelle Nachteile aufzeigen.
Windows Movie Maker
Die früher noch in das Betriebssystem integrierte Software muss man mittlerweile nachträglich herunterladen und installieren. Ist dies geschehen, kann man eigentlich gleich loslegen. Der Movie Maker ist intuitiv bedienbar und bietet eine Vielzahl an Möglichkeiten. Neben dem normalen Schnitt ist auch das Hinzufügen von visuellen Effekten und Übergängen (Blenden) kein Problem.
Auch eine Nachvertonung des Videomaterials ist mit dem Movie Maker ohne weiteres machbar. Hier weist er sogar mit einem kleinen Schmankerl auf: Die Software ermöglicht es, die Portale Vimeo, AudioMicro und das Free Music Archive dazu zu nutzen, den richtigen Soundtrack für den Film zu finden. Damit lässt sich umgehen, dass man möglicherweise Musik verwendet, für die man nicht die nötigen Rechte besitzt. Eine mögliche Folge daraus wäre, dass YouTube den Film nach der Veröffentlichung komplett sperrt. Weitere Hinweise dazu gibt es in meinem Artikel GEMA-freie Musik für die Videoproduktion.
Der Windows Movie Maker ist ein unterschätzter Helfer im Bereich des Videoschnitts. Wer seine ersten Gehversuche dahingehend wagen möchte, der ist hier genau richtig. Man wird nicht von unzähligen Funktionen erschlagen und kann trotz allem viele kreative Möglichkeiten nutzen.
Windows Movie Maker herunterladen.
Avidemux
Avidemux ist der schnelle Helfer für zwischendurch. Als Multitalent kann das Programm mit jeder Menge Formaten (AVI, MPEG, ASF, QuickTime, 3GP, MP4 …) umgehen und diese auch in andere Formate konvertieren.
Die Software eignet sich vor allem für das Einkürzen von langen Videos und dafür, diese optisch aufzuwerten. Ebenso sind Nachvertonung, Synchronisation und das Einfügen von Untertiteln möglich. Ein weiterer großer Vorteil der Software besteht darin, dass sie beim Rendern mit dem sehr effizienten x264-Codec umgehen kann. Dieser sorgt für eine gute Komprimierung der finalen Videodatei, ohne jedoch große Abstriche bei der Bildqualität machen zu müssen. Die Rendereinstellungen können stets an die eigenen Bedürfnisse und Wünsche angepasst werden. Das Programm ist außerdem auch für Mac erhältlich, allerdings für beide Betriebssysteme leider nur in Englisch.
Kurz gesagt ist Avidemux genau für all diejenigen richtig, die keinen Wert auf große Effekte legen, dafür aber auf ein qualitativ gutes finales Rendering ihres Films.
Lightworks
Lightworks ist der absolute Profi unter den kostenlosen Schnittprogrammen. Selbst Hollywoodklassiker wie „Pulp Fiction“, „Shutter Island“ und „The King’s Speech“ wurden mit dieser Software geschnitten und bearbeitet. Erhältlich ist Lightworks für PC und Mac in einer kostenlosen Version sowie in einer Pro-Version.
Zielgruppe der Software ist ganz klar der erfahrene Cutter oder derjenige, der es erst noch werden möchte. Unzählige Dateiformate lassen sich in das Programm importieren und bearbeiten. Neben Schnitt und Vertonung ermöglicht Lightworks auch den Einsatz zahlreicher Effekte. Das Arbeiten mit Masken und eine professionelle Farbkorrektur sind ein paar der sich bietenden Optionen. Einige Einschränkungen muss man aber in der kostenlosen Version hinnehmen. So ist zum Beispiel ein Export des fertigen Films nur in einer maximalen Auflösung von 720p (1080 x 720) möglich.
Nichtsdestotrotz handelt es sich hierbei aber um ein mächtiges Stück Software, das auch Laien einmal einen Einblick in die Kinowelt verschafft. Wer also etwas tiefer in die Materie einsteigen möchte, dem sei Lightworks ganz klar ans Herz gelegt.
Den für sich richtigen Helfer finden
Die Welt der Videobearbeitung ist, genau wie die Anliegen der User, sehr vielfältig. Ich empfehle, eher etwas kleiner anzufangen und sich nicht gleich auf die umfangreichste Software zu stürzen. Es nützen die schönsten Knöpfe und Schalter nichts, wenn man nicht weiß, was sie bewirken.
Neben den erwähnten kostenlosen Programmen gibt es auch Tools, die man zuvor eine gewisse Zeit (meist 30 Tage) testen kann. Dazu zählt zum Beispiel Video Deluxe 2016 von Magix. Bei Pinnacle erhält man zudem recht gute Schnittprogramme im eher unteren Preissegment. Um dann hinter die Funktionen der Software zu steigen, darf man sich ruhig YouTube als kleinen Helfer zur Seite stellen. Dort gibt es jede Menge Tutorials zu nahezu jeder Software. Dies erleichtern den Einstieg. Denn wenn man weiß, was man tut, dann sieht man das dem Endprodukt auch an.
Danke ihr Lieben!
Schon länger bin ich auf der Suche nach einer Alternative zu Movie Maker, weil es mich einfach stört, dass ich immer nur ein Video bearbeiten kann und das Reinladen schon ewig dauert. Ich werde die anderen Tools nun testen und freue mich schon drauf!
Jacky
Hallo Jacqueline,
vielen Dank für dein Feedback! Der Movie Maker ist tatsächlich beim Importieren der Files nicht die schnellste Lösung. Das ist aber auch sehr stark vom verwendeten Ausgangsmaterial und dem verwendeten Rechner abhängig. Videobearbeitung ist, wie ich schon geschrieben habe, durchaus eine rechenintensive Angelegenheit. Ich wünsche Dir viel Spaß beim Probieren und vor allem tolle Ergebnisse.
LG
Stefan
Hallo Stefan,
ich setze schon seit Jahren auf den Movie Maker und meine, dass er für eine kostenlose Software enorm viel Funktionen anbietet. Außerdem finde ich ihn ziemlich selbsterklärend – für mich die optimale Lösung.
Allerdings handelt es sich bei meinen Videos meist nur um kurze Filmchen.
Aber die anderen Programme schaue ich mir glatt mal an.
Gruß Sylvi
Hallo Sylvi,
auch Dir herzlichen Dank für Dein Feedback.
Ich gebe Dir absolut Recht. Bei meinem ersten Zusammentreffen mit dem „neuen“ Movie Maker war ich durchaus vom Umfang und der einfachen Bedienung der Software überrascht. Ich hatte noch die alte Version für Windows XP im Hinterkopf. Die konnte mich so gar nicht überzeugen.
Auch Dir viel Spaß beim Probieren. Ich wünsche viel Kreativität.
LG
Stefan
Sehr schöner Beitrag. Zumal ich gerade auf der Suche nach einer vernünftigen Video Schnitt Lösung für unseren Jungen suche, der möchte gerne „Letz Plays“ machen
Das freut sehr, dass der Artikel Ihnen dabei helfen konnte. Liebe Grüße und einen guten Rutsch ins neue Jahr.
Bin mit Movie maker bisher sehr zufrieden. Einfach und schnell für mich gute Ergebnisse.
Nun habe ich einen neuen PC mit Windows 10 in der 64 Bit-Version. Und habe den Windows movie maker auch wieder installiert. Nun funktioniert dieser nicht mehr. Lediglich die Tonspur ist zu hören. Keine Videospur.
Muss ich dazu irgendwelche Einstellungen anpassen?
Danke sehr, tolle Liste! Ich würde noch unbedingt VSDC erwähnen – dieses Tool kann bloß alles für ein perfektes Video leisten
Hey, super Artikel. Ich benutze immer Showmore (https://showmore.com/de). Das ist total kostenlos und fuer Anfaenger super einfach zu bedienen. Es hat coole Funktionen und Effekte, du kannst Texte und Bilder einfuegen und so weiter.
Hallo Stefan,
ich nutze seit Jahren Davinci Resolve, was eine Profi-Schnittsoftware ist, die aber kostenlos nutzbar ist. Da braucht man ein wenig, um reinzukommen, aber dann bietet sie alles, was man braucht.
Tschau,
Peer
Seitdem ich einmal mit Premiere geschnitten habe, tue ich mich mit allem anderen eher schwer :D Davinci Resolve ist zwar auch umfangreich und leistungstark aber von der Bedienung her gefühlt wesentlich komplizierter.
Grade für Einsteiger sind mittlerweile auch Tools in der Cloud auf dem Vormarsch. So kann man mittlerweile auch mit Tools wie Canva einfache Videos schneiden.
Viele Grüße
Andy