Funding finden – Wie du deine Projekte finanzierst

Funding finden – Wie du deine Projekte finanzierst

Haftungsausschluss: Dieser Text ersetzt keine Rechtsberatung.

Es gibt unzählige Arten von Projekten – vom Kuchenbasar bis zur Öl-Pipeline. So unterschiedlich die meisten Projekte bezüglich Idee, Umsetzung und Zielgruppe sind, eines haben sie alle gemeinsam: Finanzierungsbedarf. Wenn du deine Idee umsetzen willst, brauchst du Geld. Das kann dein eigenes sein, oder es kann von Banken, Investoren oder dem Staat kommen. Welche Möglichkeiten es gibt, ein Projekt zu finanzieren, wie viel Eigenkapital du benötigt, und welche Bedingungen an einzelne Möglichkeiten der Geldbeschaffung geknüpft sind, erklärt dir dieser Artikel.

Finanzierungsbedarf klären

Bevor du dich auf die Suche nach Investoren und Krediten machst, solltest du erst einmal deinen Finanzierungsbedarf klären. Also herausfinden, wie viel Geld du beschaffen musst, um deine Projektidee umzusetzen. Der Finanzierungsbedarf ergibt sich aus der Differenz von Kapitalbedarf und Eigenkapital. Dabei bezeichnet der Kapitalbedarf die benötigte Gesamtsumme. Die solltest du auf keinen Fall zu gering ansetzen, weil du vielleicht ungeplant weitere Kredite aufnehmen musst. Gleichzeitig solltest du deinen Kapitalbedarf aber auch nicht zu hoch kalkulieren, um schlecht verzinste und unnötige Liquiditätspolster zu vermeiden.

Den Kapitalbedarf deines Projekts kannst du aus dem anzuschaffenden Anlagevermögen, Umlagevermögen, den laufenden Betriebsausgaben und deinem privaten Kapitalbedarf, also Lebenshaltungskosten, errechnen. Es ist außerdem klug, eine Liquiditätsreserve einzuplanen, um unvorhergesehene Entwicklungen abzufangen. Ziehst du von dem errechneten Kapitalbedarf vorhandenes Eigenkapital ab, weißt du, wie groß dein Finanzierungsbedarf ist, wie viel Geld du also von Kreditgebern, Investoren oder Förderern brauchst.

Eigenkapital

Als Eigenkapital gelten alle Mittel, die zum Eigentum einer Person gehören. Dazu zählen nicht nur die Bar- sondern auch die Sacheinlagen einer Person. Wie viel Eigenkapital du für dein Projekt benötigst, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Geht es um eine Unternehmensgründung, beeinflusst zum Beispiel die Rechtsform, die du für deine Firma wählst, wie viel Eigenkapital du benötigst. Während es bei einem Einzelunternehmen keine Vorgaben gibt, weil sich hier der Kapitalbedarf an der Art der Geschäftstätigkeit bemisst, musst du beispielsweise für die Gründung einer GmbH mindestens 25.000 € Eigenkapital vorweisen.

Kreditgeber

Auch Kreditgeber, wie zum Beispiel Banken, haben Einfluss darauf, wie viel Eigenkapital du für dein Projekt brauchst. Denn oft lässt sich ein Projekt nicht nur aus eigener Tasche bezahlen. Du brauchst eine Fremdfinanzierung, also einen Kredit, für dessen Gewährung Banken eine gewisse Menge an Eigenkapital voraussetzen. Wie viel Eigenkapital verlangt wird, hängt davon ab, in welcher Phase sich dein Unternehmen befindet, wie risikoreich das Projekt ist, wie gut durchdacht dein Businessplan scheint, und welche Art von Kredit du beantragst.

Letztendlich hat sich ein Verhältnis von 60 % Fremdkapital zu 40 % Eigenkapital für Projektvorhaben bestehender Firmen etabliert. Das ist zwar eher konservativ gerechnet, in Zeiten wirtschaftlicher Instabilität, wie wir sie gerade erleben, ist ein bisschen Vorsicht allerdings angeraten. Dabei kann dieses Verhältnis je nach Geschäftsmodell angepasst werden. Projekte, die schnell und stabil positive Cashflows generieren, brauchen tendenziell eine geringere Eigenkapitalquote.

Natürlich kannst du dich auch entscheiden, dein Unternehmen zu bootstrappen und es völlig selbst finanzieren. Das setzt aber hohe Disziplin, einen schonenden Umgang mit deinen Ressourcen und eine Geschäftsidee, die schnell einen positiven Cashflow generiert, voraus. Tatsächlich entscheiden sich viele Unternehmensgründer zu Beginn für eine größtenteils Eigenkapital-getragene Finanzierung, weil ihr Unternehmen noch keine Historie bei ihrer Hausbank hat, was wiederum für schlechtere Kreditkonditionen sorgt. Außerdem muss auf Eigenkapital kein Zins gezahlt werden und es erfolgt auch keine Tilgung, da das Kapital dem Unternehmen gehört – beides hat einen positiven Effekt auf die Liquidität des Unternehmens.

Arten von Eigenkapital:

  • Sparkonten, Tagesgeldkonten
  • Bausparguthaben, Wertpapiere, Fonds
  • Bargeld
  • Privatdarlehen von Verwandten
  • Lebensversicherungen
  • Arbeitgeber-Darlehen
  • Riester-Renten
  • Schenkungen
  • Vermögen aus Erbschaften
  • Immobilien
  • Eigenleistungen
  • Forderungen gegen dritte Personen

Exkurs Projektfinanzierung

Projektfinanzierung ist ein wirtschaftlicher Fachbegriff. Es handelt sich dabei um eine spezielle Art der Finanzierung für großvolumige Investitionsvorhaben. Also Projekte wie Kraftwerke, Raffinerien, Staudämme, o. ä., an denen verschiedene Investoren und Beteiligte zusammenarbeiten. Das besondere an der Projektfinanzierung ist, dass die aufgenommenen Finanzierungsmittel allein aus dem künftig erwirtschafteten Cashflow des Projektes zurückgezahlt werden. Für die Umsetzung des Projektes wird üblicherweise eine Projektgesellschaft bzw. Einzweckgesellschaft, englisch Special Purpose Company (SPC), gegründet, die rechtlich und wirtschaftlich selbstständig ist.

Möglichkeiten der Fremdfinanzierung

Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Fremdfinanzierung, über die du deinen vollen Kapitalbedarf decken und sogar dein Eigenkapital aufstocken kannst. Im Folgenden haben wir die wichtigsten für dich aufgelistet.

Business Angels

Business Angels sind Privatpersonen, die in Projekte investieren, weil sie die Idee dahinter besonders spannend oder vielversprechend finden. Im Gegensatz zu Venture-Capital-Gesellschaften steigen sie auch in Unternehmen und Projekte ein, die sich noch in der Anfangsphase befinden. Kannst du einen Business Angel mit deinem Pitch für dich gewinnen, steht er dir nicht nur mit Geld, sondern auch mit seinem Know-how zur Seite. Dir muss aber auch bewusst sein, dass ein Business Angel, der sich mit Eigenkapital an deinem Unternehmen beteiligt, zum Miteigentümer wird und dementsprechend auch ein Mitspracherecht bei der Umsetzung des Projekts erhält.

Crowdfunding

Bei Crowdfunding, auch Schwarmfinanzierung genannt, stellst du dein Projektvorhaben online auf einer Crowdfunding-Plattform vor, legst ein Finanzierungsziel fest und versuchst, Mitglieder der Plattform davon zu überzeugen, dich finanziell zu unterstützen. Da Menschen grundsätzlich eher in Projekte investieren, die sie selbst spannend finden, solltest du dir hier Mühe geben, deine Idee gut zu vermarkten. Deine Unterstützer erhalten dabei üblicherweise eine kleine Anerkennung, wie einen Rabatt auf dein Produkt, Zusatzinhalte, o. ä. Die Anmeldung und Kampagnenerstellung auf einer Crowdfunding-Plattform sind dabei normalerweise kostenlos. Erst wenn du dein Finanzierungsziel erreichst, musst du einen kleinen Prozentsatz des generierten Kapitals an die Plattform abtreten. Du kannst Crowdfunding auch nutzen, um dein Eigenkapital aufzustocken und damit bessere Kreditkonditionen bei deiner Bank zu bekommen.

Crowdinvesting

Crowdinvesting ist eine deutsche Wortschöpfung, die eine Form des Crowdfundings beschreibt, bei dem „die Crowd“ finanziell am Erfolg deines Projektes beteiligt wird. International wird diese Form der Finanzierung als equity-based Crowdfunding bezeichnet. Die Crowdinvestoren beteiligen sich dabei meist in Form eines nachrangigen Darlehens an deinem Projekt. Das heißt, ihre Forderungen werden denen anderer Gläubiger hintenangestellt. Gibt es im Fall einer Insolvenz also keine Vermögensgegenstände mehr, gehen die Crowdinvestoren leer aus.

Auch diese Form der Finanzierung von Projekten wird über Plattformen geregelt und gibt einer breiten Anlegerschaft die Gelegenheit, zu investieren, da man auf vielen Plattformen schon mit Beträgen ab 10 € in ein Projekt „einsteigen“ kann. Crowdinvesting ist also eine sehr inklusive Form der Geldanlage. Für dich als Projektbetreiber bedeutet Crowdinvesting, Zugang zum Feedback „deiner“ Crowd, die Chance, neue Kunden zu gewinnen, und außerdem die Möglichkeit, die Crowd als Marken-Botschafter zu nutzen und so deine Reichweite zu erhöhen. Gleichzeitig ist Crowdfinanzierung aber auch ein arbeitsintensiver Prozess, der viel Offenheit und Dialog erfordert und dich außerdem gegenüber deiner Crowd in die Verpflichtung setzt.

Spenden

Ein Projekt über Spenden zu finanzieren unterscheidet sich nicht so sehr vom Crowdfunding. Das liegt auch daran, dass die Sammlungsgesetze, die noch vor einigen Jahren genau festlegten, wer unter welchen Voraussetzungen Spenden sammeln durfte, in den meisten Bundesländern abgeschafft wurden. Inzwischen ist es möglich, für jeden (legalen) Zweck Geld- und Sachspenden zu sammeln, auch ohne Genehmigung. Während Crowdfunding aber mit jeder Art von Projekt in Verbindung gebracht wird, werden Spenden üblicherweise mit gemeinnützigen Zwecken assoziiert. Willst du für ein gemeinnütziges Projekt Spenden sammeln, hast du es als Einzelkämpfer eher schwer, weil es (berechtigterweise) viel Misstrauen gegenüber der Seriosität solcher Spendenaktionen gibt. Mehr Erfolg haben Leute, die unter der Schirmherrschaft etablierter Vereine und Institutionen sammeln, da diese bereits ein gewisses Vertrauen in der Bevölkerung genießen.

Kredite

Es gibt verschiedene Möglichkeiten für dich, dein Projekt mithilfe eines Kredits zu finanzieren. Die Hausbank war und ist die erste Anlaufstelle, um einen Kredit zu bekommen. Allerdings haben die meisten Hausbanken inzwischen hohe Anforderungen für die Vergabe eines Kredits. Du giltst als kreditwürdig, wenn du eine einwandfreie Bonität, Sicherheiten oder einen Bürgen und einen überzeugenden Finanzplan vorweisen kannst. Hast du dazu noch Eigenkapital, stehen deine Chancen gut. Welche Konditionen dein Kredit hat, hängt von der Art des Kredits, deiner Bonität und deinen Sicherheiten ab. So hat ein Betriebsmittelkredit eine kurze Laufzeit und hohe Zinsen, während ein Investitionskredit Laufzeiten von 20 Jahren+ haben kann – und das bei niedrigen Zinsen, weil hier die Investitionsgüter als Sicherheiten dienen können.

Deine Hausbank ist nicht der einzige verfügbare Kreditgeber: Online-Kredite, Förderkredite oder Mikrokredite können eine weitere Option darstellen.

Online-Kredite

Online-Kredite sind vergleichsweise flexibel und leicht zu bekommen. Die Privat-Darlehen werden über Internetplattformen vermittelt und werden meist von mehreren Kreditgebern finanziert. Bei dieser Art von Kredit gibt es große Schwankungen, was Konditionen, Zinshöhe und Tilgungszeitraum angeht, du solltest also unbedingt mehrere Angebote vergleichen.

Förderkredite

Förderkredite sind Darlehen, die staatlich gefördert werden und sich vor allem an Existenzgründer richten. Die meisten werden von der KfW Bank vergeben und sind entweder für die Gründungsphase oder für die ersten 3 – 5 Jahre nach der Unternehmensgründung eines Start-ups gedacht. Förderkredite sind leichter zu bekommen als herkömmliche Kredite und haben günstigere Konditionen, sind dafür aber zweckgebunden und in ihrer Höhe begrenzt. Und auch für sie werden Sicherheiten verlangt. Kannst du diese nicht bieten, kann dir eine Bürgschaftsbank helfen, indem sie für dich das Kreditrisiko trägt. Das gilt übrigens auch für einen Kredit bei einer Hausbank.

Mikrokredite

Mikrokredite sind, wie der Name schon sagt, kleine Kreditsummen zwischen 100 und 25.000 €, die aus dem Mikrofinanzfonds Deutschland vergeben werden. Das Geld wird stufenweise ausgezahlt und muss innerhalb einer kurzen Laufzeit von maximal drei Jahren zurückgezahlt werden. Du kannst den Kredit auch kostenfrei vorzeitig tilgen, deswegen sind Mikrokredite ein geeignetes Mittel für die Vorfinanzierung eines Projekts oder für den Start in die Selbstständigkeit.

Umschichtungsfinanzierung

Die Umschichtungsfinanzierung ist eine Form der Innenfinanzierung und wird auch als Kapitalfreisetzung bezeichnet, weil dabei Vermögen, das im Projekt gebunden ist, freigesetzt wird. Zu möglichen Maßnahmen zählen dabei die Verringerung der Kapitalbindung, die Veräußerung von Vermögen und Kapitalfreisetzung durch Abschreibung.

Eine Verringerung der Kapitalbindung kann umgesetzt werden, indem den Kunden gewährte Zahlungsziele verkürzt werden, eine Bestandsoptimierung durchgeführt wird oder Vermögensgegenstände des Anlagevermögens geleast und nicht angeschafft werden. Letzteres kann Teil einer Vermögensveräußerung sein, wenn Anlagevermögen erst verkauft und dann zurückgeleast wird. Darüber hinaus können Immobilien oder Wertpapiere, die nicht betriebsnotwendig sind, verkauft werden.

Der größte Vorteil einer Umschichtungsfinanzierung ist die Unabhängigkeit von externen Finanzierungsquellen. Außerdem ist eine solche Finanzierung auch mit weniger Finanzierungskosten und organisatorischen Anstrengungen verbunden.

Fazit – So finanzierst du deine Projekte

Du siehst, es gibt tausend und eine Möglichkeit, dein Projekt zu finanzieren. Bevor du dich für eine Finanzierung entscheidest, solltest du möglichst genau wissen, welchen Umfang dein Projekt haben wird und wie schnell du Gewinne erwirtschaftest. Ein gut durchdachter Business- und Finanzplan sind die ersten Ecksteine. Begleitet von Eigenkapital und der richtigen Art der Finanzierung, steht dein Projekt auf einem soliden Fundament.

Artikelbild: Martin Mummel/GRVTY

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Kevin Pflock

Kevin Pflock

Kevin Pflock hat Junge Gründer im November 2011 gegründet und möchte mit der Website anderen Gründern und Gründerinnen bei der erfolreichen Gründung und im Gründeralltag unterstützen.

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