Wie du als Freelancer erfolgreich an deinem Misserfolg arbeitest
„Arbeit nervt!“ bläken die Jungs von Deichkind ins Mikrofon. Recht haben sie. Besonders als Freelancer ist es doch lästig, sich immer weiterbilden und neue Aufträge akquirieren zu müssen. Lieber mittags kurz zur Kaffeemaschine schlurfen, wieder ins Bett hauen und diesen Artikel querlesen.
Glauben doch ohnehin die allermeisten, dass Freiberufler solch ein Lotterleben führen. Oder im Gegenteil, Gas geben, ohne wirklich zu wissen, wohin. Deswegen gibt es jetzt auch zehn nicht ganz ernst gemeinte Tipps für weniger Erfolg als Freelancer.
1. Möglichst wenig Zeit einplanen
Zeit ist Geld. Und wer nichts von beidem verschwenden möchte, sollte sich den Tag so voll wie möglich packen. Nichts klingt am frühen Morgen entspannender als das Zwitschern der Vögel und ein gnadenloser Wecker, der dich in den Tag krächzt. Kein Lifestyle ist gesünder als der zwischen Kippe, Kaffee und den tickenden Damoklesschwertern, auch Uhrenzeiger genannt.
Damit du alle vorgenommenen 3.000 Tasks am Tag schaffst, kannst du natürlich Dinge wie Entspannung, Schlaf oder Luft holen nicht einplanen. Nur wer 24/7 Leistung bringt und sich auch von niederen menschlichen Bedürfnissen wie Hunger, Durst und Ruhe nicht aufhalten lässt, wird als Freiberufler Erfolg haben. Schlafen können wir, wenn wir tot sind. Die gute Nachricht: Mit dem Volle-Pulle-Lebensstil kommst du diesem Zustand im Eiltempo nahe.
2. Nur aufs Geld gucken
Wähle einen Beruf, den du liebst, und du brauchst keinen Tag mehr zu arbeiten.
Onkel Oberschlau Konfuzius lässt dich mit diesem Satz nur konfus zurück. Denn es geht ja nicht um Spaß in deinem Business, sondern um den nackten Ernst! Und dem begegnest du schon morgens um vier, wenn du mit Schlips und Anzug aus dem Bett springst. Denn wir erinnern uns: Zeit ist Geld, und beides hast du nicht.
Wähle daher Aufträge nach dem maximalen Verdienst aus. Nicht danach, ob sie dir Spaß machen oder ob die Chemie mit dem Auftraggeber stimmt. Hauptsache, du hast erstmal die Knete auf dem Konto.
Zwar verschließt du dich damit der Erfahrung, dass Geld verdienen auch jede Menge Spaß machen kann, wenn du andere Prioritäten bei der Kundensuche setzt. Da du jedoch keine Zeit dafür hast, über solchen Unsinn nachzudenken, läuft’s einfach weiter wie bisher.
3. Alles für jeden anbieten
Der Bauchladen hat einen entscheidenden Vorteil: Hinter ihm verbirgt sich kein Geheimniskrämer. Wenn du einfach alles anbietest, können bei deinen Kunden auch keine Missverständnisse auftreten. Schließlich ist jeder dein Kunde!
Und überhaupt: Zielgruppen oder Personas zu ermitteln, ist doch – genau – Zeitverschwendung. Empfehlenswert ist hierbei auch der Blick auf die Konkurrenz, und zwar nicht, um zu lernen, sondern um sie im Preis zu unterbieten. Das ist eine logische Folge von Tipp 2.
Wer Geld zum wichtigsten Faktor für seine Kundenwahl erhebt, der wird zwangsläufig an den Punkt kommen, an dem er alles und nichts verkauft.
4. Das gesamte Geschäft auf einen Kunden stützen
In China gibt es ein Sprichwort: Ein guter Kunde wechselt drei Jahre lang sein Geschäft nicht. Und bei manchen Freelancern heißt es: Ein guter Freiberufler bleibt seinem Kunden wie ein Lakai bis ans Lebensende treu.
Zum Glück sind alle Kunden barmherzig eingestellt und füttern dich durch. Es wäre daher völlig übertrieben, wenn du dir zur Sicherheit einen Pool an Stammkunden aufbaust. Das machen zwar auch alle Unternehmen und Agenturen umgekehrt mit Freelancern so. Aber warum da mitmachen, wenn es sowieso nur darum geht, rund um die Uhr alles zu geben?
5. Die Ellenbogen ausfahren
Und zwar so weit, dass du als Türsteher bei einem Rockertreffen durchgehen könntest. Und jeden wegfegst, der dir im Weg ist. Du könntest es auch mit Kooperationen versuchen, aber die sind ja nur was für Leute mit zu viel Zeit. Genau wie ein Mindset, das sich auf Fairness, gegenseitige Unterstützung und Netzwerken gründet.
„Freelancer“ lässt sich schließlich mit Einzelkämpfer übersetzen. Kampf ist hierbei wörtlich zu verstehen. Du könntest den Wettbewerbsgedanken auch sportlich sehen. Oder eben verbissen und mit knirschenden Zähnen gegen alle anderen Freiberufler angehen.
6. Keinen Content frei Haus liefern
Eins ist mal klar: Bei dir gibt’s nichts umsonst. Wie wir bereits festgestellt haben, schläft die Konkurrenz nicht. Und du bist besonders ausgeschlafen, weil du nicht nur jede Minute, sondern auch jede Korrespondenz und die Zeit am Herd abrechnest.
Online-Artikel, Freebies und Gratis-Newsletter sind dir in diesem Zusammenhang suspekt. Warum solltest du Wissen teilen, das du gewinnbringend verkaufen kannst? Da gibt es nur ein Problem: Erstmal müssen die Menschen dich kennen und allmählich Vertrauen zu dir aufbauen. Doch das ist in Zeiten des Online-Marketings ohne gute Inhalte ziemlich schwierig.
Wo wir schon beim Thema sind: Website, Blog und Social-Media-Profile sind ohnehin nur was für Internetfreaks und unseriöse Marketer. Kannst du also weglassen und dich auf Anzeigen in Zeitungen sowie Flyer konzentrieren. Die sollen heutzutage nämlich abgehen wie Schmidts Katze.
7. Im eigenen Becken schwimmen
Wer in der eigenen Suppe schwimmt, der muss sie allerdings auch selbst auslöffeln. Und wer sich nur mit Gleichgesinnten austauscht, der wird nie erfahren, was jenseits der vertrauten Gewässer an Abenteuern und Erfahrungen wartet. Muss ja auch nicht sein, weil so ein Pool viel komfortabler ist als die hohe See. Erwarte jedoch nicht, dort wertvolle Perlen zu finden.
Gleichzeitig riskierst du nichts. Was dir vertraut ist, das schafft Sicherheit. Und Routine. Und Langeweile. Aber wenigstens ist das Risiko halbwegs kalkulierbar, und es geht dir ja ohnehin um den maximalen Verdienst.
8. Trends? Brauche ich nicht!
Die Businesswelt ist ziemlich hektisch geworden. Ständig passieren neue Entwicklungen, und genau das ist ja das Problem. Andauernd gibt es Trends, die wie Pilze aus dem Boden schießen. Nach diesen Pilzen – ähm – Trends zu suchen, hast du als Freelancer natürlich nicht nötig. Alles bleibt so wie es ist. Auch die Strategie und Herangehensweise für deine Kunden.
Wenn du dich dann doch einmal dazu hinreißen lässt, dich auf Blogs und in Magazinen über neue Möglichkeiten zu informieren, solltest du unbedingt kommentieren. Hierfür bieten sich zwei Wege an: entweder das arrogante oder das barsche Kritisieren der Artikel. Dies dient dem Ziel, dich als Experte zu positionieren. Das könnte natürlich auch auf weitaus sympathischeren Wegen gelingen, aber du bist ja nicht für einen Beliebtheitspreis angetreten, stimmt’s?
Auf keinen Fall darf deine Kritik sachlich oder konstruktiv wirken. Es geht darum, zu zeigen, dass du das Thema im Gegensatz zum Verfasser kapiert hast.
9. Eine „Ich habe ausgelernt“-Haltung entwickeln
Selig sind die, die schon alles wissen. Und als Freelancer gehörst du selbstverständlich zu dieser erlauchten Gruppe. Denn es wäre gleichsam anstrengend, sich stetig weiterzubilden. Lieber auf Altbackenes, Verzeihung, ich meinte natürlich Altbekanntes zurückgreifen.
Das Prinzip ist altersunabhängig. Aber mit ein wenig Erfahrung fällt es dir leichter, auf andere Generationen herunterzuschauen. Die jungen Leute von heute und so. Die sollen bloß nicht auf die Idee kommen, als Freelancer anzufangen.
10. Deinen Erfolg von anderen definieren lassen
Erfolgreich sein will ja jeder. Irgendwie jedenfalls. Viel Geld haben und so. Oder war es doch die Lebensqualität? Der Einklang von Beruf und Familie? Einfluss, Macht? Oder der schnelle Schlitten vor der Haustür? Verschwende keine Zeit damit, Erfolg für dich zu definieren. Hauptsache, du ackerst wie verrückt, dann wirst du schon irgendwo und irgendwann irgendwie ankommen.
Tipps, die dir weiterhelfen können
Wie, die vorherigen zehn Tipps waren für die Tonne? Na schön. Dann findest du im Folgenden zehn Empfehlungen, die deine Freiberuflichkeit sehr viel besser unterstützen.
Zehn Tipps für Freelancer
- Tasks so planen, dass genügend Zeit für Ruhepausen bleibt.
- Geld als einen und nicht als den einzigen Entscheidungsfaktor sehen.
- Eigene Kernkompetenzen ermitteln und herausstellen.
- Kontakt zu mehreren Auftraggebern pflegen (Diversifikation).
- Kooperatives anstelle von Konkurrenzdenken pflegen.
- (Sehr) guten Content kostenlos zur Verfügung stellen und so Vertrauen aufbauen.
- Mit Offenheit und Neugier Menschen, Chancen und Denkansätzen begegnen.
- Die aktuellen Entwicklungen in der eigenen Branche stets im Blick behalten.
- Eine konstante Lernbereitschaft entwickeln.
- Die Frage „Was ist Erfolg?“ für sich selbst mit einer klaren Vision beantworten.
Fazit
Wenn dir das freiberufliche Arbeiten zu anstrengend ist, hau dich ruhig nochmal hin und dreh Deichkind auf. So übertönst du den Spruch vom ollen Konfuzius, der als Grundeinstellung vielleicht besser passen würde. Oder du orientierst dich an den entgegengesetzten zehn Tipps und baust dir ein Freelancing-Business auf. So oder so: Gutes Gelingen!
Artikelbild: Martin Mummel/GRVTY
Hallo Benjamin,
ja, wie landet man wohl bei solch einem Artikel… Natürlich als neuer Freelancer auf dem Markt.
Ich finde den Schreibstil interessant mit den NoGos als Praxistipp. Sehe mich aber nun seit 3 Monaten mit einer neuen Realität konfrontiert… die kurzsichtig und asozial ist. Ich biete sehr gute Leistungen, zu moderaten Preisen und werde schon kurz nach dem Testprojekt verarscht. Man zeiht alle Register und versucht mir ein Gefühl von waaas, das ja teuer und oh, was, einen multinationalen Webshop mit 20000 Produkten realsieren, dafür brauchen Sie 4 Tage? Lächerlich, diese Tricks. Statt fair, konstant mit mir Geld zu verdienen, direkt ausbeuten und verbrennen… Schade. Aber so ticken nicht wenige. Dumm, arrogant, gierig und kurzsichtig. …